Sardinien zum Mitnehmen oder: Eine Insel schlägt zurück
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- Kategorie: Aus aller Welt
- Veröffentlicht: Samstag, 01. Januar 2011 00:00
- Geschrieben von Dariusz Kogut
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Geschichte racht sich. Die erste Eroberung Sardiniens erfolgte vor ca. 3.000 Jahren, als die Phonizier Kolonien grundeten und die Insel ausbeuteten. Die letzte fand Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts statt, als Prinz Aga Khan Karim IV., der 49. Nachfolger des Propheten Mohammed und religioses Oberhaupt
von 15 Millionen Ismaeliten 5.000 Hektar an der Nordost-Kuste der Insel erwarb.
Seitdem ist die Insel selbst zum Eroberer geworden. Kaum ein Tourist verla?t das Eiland, ohne da? es von seinem Herzen Besitz ergriffen hatte.
Sardinien ist nicht nur bei schonem Wetter eine schone Insel. Ihre Reize zu schatzen wei?, wer die bizarren Felslandschaften auch einmal bei Regen und trubem Wetter bewundert hat. Dieses atemberaubende Schauspiel von Fels und Licht ist besonders in den Abendstunden beeindruckend. Am Morgen danach kommt man jedoch aus dem Staunen erst recht nicht heraus, wenn man die Schonheit der Insel bei strahlendem Sonnenschein auf sich wirken la?t.
Die anmutige, herbe Landschaft mit ihren malerischen Felsbuchten mit schonen Sandstranden, herrlich klarem Wasser und die immergrune Macchia macht suchtig. Und zwar ganz legal.
Geschichte und Kultur
Erste Besiedelung durch den Menschen wurde bereits fur 20.000 v.Chr. nachgewiesen. Auf 6.000 v.Chr. wurden die sogenannten "Feenhauser" datiert, erste architektonische Relikte, die noch heute Ratsel aufgeben. Von den in den Stein gehauenen Felsenkammergraber in der Gegend des Ortes Dorgali zum Beispiel, den "Domus de Janas su Pirische", hat man einen wunderschonen Ausblick auf das alte Dorf. Der Name findet seine Begrundung in dem Volksglauben, da? diese Hohlen von Fabelwesen bewohnt werden. Das Wort "jana" ist von dem Namen der romischen Gottin DIANA abgeleitet. Fur die Zeit, aus der die Feenhauser stammen, ist bereits ein reger Bergbau auf Sardinien nachweisbar. Verzierte Keramiken und sardisches Obsidian jener Zeit wurde in weiten Teilen des Mittelmeerraumes gefunden. Sehenswert sind auch die Steinkistengraber bei Arzachena, welche in die Zeit um 3.000 v.Chr. einzuordnen sind.
Spater folgten die Nuragher, benannt nach den einzigartigen megalithischen Bauten, den Nuraghen. Ursprunglich gab es ca. 10.000 derartige kegelformige Wohn- und Wehrbauten, von denen auch heute noch angeblich ca. 7.000 Uberreste die Landschaft pragen. Die Gigantengraber aus dieser Zeit, zu den besterhaltenen gehoren "Lu Coddu Vecchiu" und "Li Lolghi" bei Arzachena, lassen teilweise auf kulturelle Kontakte zu Sudfrankreich schlie?en. Auch die Domen bei Tempio Pausania bestatigen diese Vermutung. Die Nuragher uberdauerten das Eindringen der Phonizier und Punier weitgehend, als die Romer die Macht auf Sardinien ubernahmen, war das das Ende der Nuragher.
Die Phonizier, von den Romernn Punier genannt, und die von ihnen abstammenden Karthager nutzten die eroberte Insel hauptsachlich als Kornkammer und beuteten die Bodenschatze aus.
In einer wechselvollen Geschichte, in deren Verlauf viele Kriege weltlicher und religioser Farbung die Insel zwischen Muslimen, Christen, Konigen, Fursten, Papsten usw. hin und her warfen, nahmen seither zahlreiche Faktoren Einflu? auf die Entwicklung der Architektur und Kultur Sardiniens.
Sardisches Handwerk - sardische Produkte
Die Sarden sind offene und liebenswurdige Menschen. Dies schlagt sich auch in den handwerklichen und landwirtschaftlichen Produkten nieder. Neben Korbwaren und Kork-Produkten sind hier besonders der sardische Wein und der Kase erwahnenswert. Es ist nicht ungewohnlich, wenn Ihnen eine Gemusebauerin beim Einkauf gleich ein Rezept mitliefert oder ein Fremder unterwegs anhalt, um Sie auf etwas Besonderes aufmerksam zu machen. Gerade der Kork ist ein weltweit begehrtes Produkt. Aber hierbei ist Kork nicht gleich Kork. Wahrend der wenig elastische "mannliche" Kork von jungen Korkeichen, der "sugherone", mit Kalk, Ton, Wasserglas, Zement oder Magnesiumoxyd zu trittfesten Bodenbelagen verarbeitet wird, findet der hochwertigere elastische "weibliche" Kork eine wesentlich noblere Verwendung: er verschlie?t die edelsten Weinflaschen der Welt.
Wer mehr uber die Herstellung und Verarbeitung von Kork erfahren mochte, dem empfiehlt sich der Besuch der Produktionszentren in Aggius, Tempio Pausania und Calangianus.
Ein anderer Bodenbelag ist auch auf Sardinien beheimatet: Granit. Eines der Hauptabbaugebiete ist das Altopiano di Budduso sudlich von Olbia. Aber auch ein anderes Souvenir, ja eigentlich eher ein Sammlerstuck, stammt aus dieser Gegend: im Hirten- und Bauerndorf Pattada werden ganz besondere Messer hergestellt. Weshalb das Blatt dieses Messers als unzerbrechlich gilt, mu? wohl das Geheimnis der Handwerker bleiben. Da? aber die Griffe aus Widderhorn (fruher wurden sie aus dem Horn der inzwischen geschutzten Mufflons gefertigt) zu den ganz besonderen handwerklichen Schmuckstucken der Insel gehoren, ist unbestritten.
Sardinien Kulinarisch
Fur Feinschmecker wird die Abreise von Sardinien zur wahren Qual und grenzt schon an Folter. Angefangen beim simplen Wasser (man mu? nicht in den Laden, die besten Mineralwasser kann man aus gefassten Quellen in den Bergen "zapfen") uber Teigwaren (Italien ist an sich schon beruhmt fur Nudel-Gerichte - Sardinien hat sogar eine eigene Spezialitat: Gnocchetti sardi, Pasta die vom Aussehen an Larven erinnern), Schnecken (Landschnecken mit Kartoffeln) bis hin zu den Pane Carasau, einem papierdunnen getrockneten Fladenbrot und Spianata, dunnem, weichem Fladenbrot, das sich sogar fullen la?t, kann man wahrend des Aufenthaltes auf Sardinien schlemmen bis zum Umfallen. Die Pane Carasau eignen sich auch hervorragend als Wanderproviant.
Ein weiteres typisches Produkt aus Sardinien ist naturlich der Kase, welcher hier nicht fehlen darf. Der Pecorino, ein sardischer Schafskase, ist in verschiedenen schmackhaften Variationen und Reifestufen erhaltlich. Ob frisch als "dolce", supperreif als "piccante" oder "stagionato" oder als Schafsquark, auch bekannt als "Ricotta" - in jeder dieser Stufen ist der Kase ein voller Genu?. Fur absolute Genie?er hingegen ist die etwas au?ergewohnliche Variante des Pecorino mit Kasemaden (ja, Sie haben richtig gelesen) gedacht. Von der Kuh wiederum stammt der Peretta, ein kleiner tropfenformiger geraucherter oder ungeraucherter Kase mit mildem Geschmack.
Zu einem typischen sardischen Essen gehort neben den bereits erwahnten Kasen und Brotwaren naturlich auch Wurst. Besonders bekommlich und schmackhaft ist die Salsiccia, eine luftgetrocknete Salami, die in ihrer Originalrezeptur aus Wildschweinfleisch zubereitet wird.
Was ware aber ein sardisches Essen ohne den typischen sardischen Wein oder Likor? Ein besonders kostlicher Likor wird aus der Myrthe hergestellt. Der rote Myrto aus den Beeren, der wei?e aus den Blattern der Pflanze sind beide eine Sunde wert.
Eine besondere Geschichte ist mit dem "Filu Ferru" verbunden, der ubersetzt "Eisendraht" hei?t. Dieser Grappa wurde fruher von den Bauern schwarz gebrannt und danach im Garten vergraben. Somit war er zwar dem Zugriff der "Guardia di Finanza" entzogen, aber man mu?te ihn auch wiederfinden. Daher wurde an den Flaschenhalsen der vergrabenen Schatze hauchdunne Eisendrahte angebracht, die aus dem Boden ragten.
Unterkunfte
Man mu? heute nicht mehr wie Graziano Mesina einsam durch die Macchia streifen, in Hohlen und Nuraghen leben und sich von den Hirten versorgen lassen. Sardinien bietet fur jeden Geschmack und jeden Geldbeutel eine gro?e Fulle von Unterkunften. Angefangen vom einfachen Campingplatz bis hin zum Super-Luxus-Hotel der absoluten Spitzenklasse in Porto Cervo, wo man mit den Reichen und Schonen dieser Welt gemeinsam speisen kann.
Sardinien bietet ebenso eine gro?e Vielzeahl an Unterkunften auf dem Bauernhof an. Gleich mehrere Vereinigungen bieten dem Bauernhof-Interessierten eine gro?e Auswahl an.
Eine besondere Empfehlung ist das 4-Sterne-Hotel Li Graniti in Baia Sardinia. Das neue Hotel, teilweise aus den Granitsteinen der Gallura erbaut, pa?t sich unauffallig in die traumhafte Landschaft ein. Die in zarten Pastelltonen gehaltenen Gebaude beherbergen 62 Zimmer mit Klimaanlage, TV, Telefon sowie Gastronomie und Freizeitbereiche.
Das Hotel Li Graniti eignet sich besonders gut als Ausgangspunkt fur die Erkundung der Costa Smeralda sowie des gesamten Inselnordens. Das freundliche, Deutsch sprechende Personal ist gerne bei der Planung und Organisation behilflich.
Unser Tip
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